Madame Hemingway by Paula Mclain
Autor:Paula Mclain [Mclain, Paula]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman
ISBN: 3351033583
Herausgeber: Aufbau Verlag
veröffentlicht: 2011-07-01T22:00:00+00:00
In der ersten Oktoberwoche schickte Hindmarsh Ernest erneut fort, diesmal sollte er von der Ankunft des britischen Premierministers David Lloyd George in New York City berichten.
»Das ist ja wie eine Privatfehde«, bemerkte ich, als ich ihm beim Packen für die Reise zusah.
»Ich denke, ich kann es aushalten«, erwiderte Ernest. »Aber was ist mit dir?«
»Der Arzt meint, wir haben bis zum Ende des Monats Zeit, vielleicht auch bis Anfang November. Dann wirst du wieder hier sein.«
»Das wird meine letzte Reise«, sagte er und ließ den Verschluss seines Koffers zuschnappen. »Ich werde Bone bitten, einmal vernünftig mit Hindmarsh zu reden.«
»Wenn es direkt von Bone kommt, muss er dich schließlich in Ruhe lassen, oder?«
»So stelle ich es mir vor. Pass gut auf unser kleines Kätzchen auf.«
»Versprochen.«
»Und auf seine Mama auch.«
»Ja, Tiny, aber beeil dich lieber. Der Zug wartet nicht auf dich.«
Ein paar Tage darauf, am 9. Oktober, lud Harriet Connable mich telefonisch zum Abendessen ein.
»Ich würde liebend gern kommen«, antwortete ich. »Aber ich bin mittlerweile so rund, dass mir gar nichts mehr passt. Ich müsste ein Tischtuch anziehen.«
Letzten Endes war ich sehr froh, dass sie nicht nachgab. Den ganzen Nachmittag über litt ich unter Beschwerden, die ich als Magenverstimmung bezeichnete. Natürlich wusste ich, dass es mehr als das war. Mein Körper machte sich bereit, aber ich versuchte diese Tatsache zu ignorieren. Ich dachte, wenn ich nur ruhig blieb und mich nicht überanstrengte, würde das Baby warten, bis Ernest zurück war. Ich löffelte also meine köstliche Suppe so still wie ein Mäuslein und hörte dann vom weichen Samtsofa der Connables aus Harriet zu, die voller Schwung I’ll Take You Home Again, Kathleen spielte, ohne auch nur mit dem Fuß zu wippen. Aber natürlich nahm das Baby keine Rücksicht darauf, ob ich bereit war oder nicht, was im Laufe des Abends immer offensichtlicher wurde.
»Hadley, Liebes, ich habe das Gefühl, dir geht es nicht gut«, bemerkte Ralph Connable, als er nicht länger höflich über meinen angespannten und ernsten Gesichtsausdruck hinwegsehen konnte.
»Oh, nein, alles in Ordnung«, widersprach ich, stur bis zuletzt, doch sobald die Worte hinaus waren, musste ich laut aufschreien, da sich meine sorgsam aufgestauten Empfindungen nun einen Weg hinausbahnten. Der Schmerz war einfach zu groß. Ich krümmte mich und begann zu zittern.
»Oh, du armes Ding«, rief Harriet. »Mach dir keine Sorgen. Wir sorgen dafür, dass man sich gut um dich kümmert.«
Sie fuhren mich ins Krankenhaus, wobei Harriet meine Hand tätschelte und beruhigend auf mich einsprach, während Ralph entschlossen aufs Gaspedal trat. Die Straßen waren nur schwach von Laternen beleuchtet.
»Kannst du versuchen, jemanden beim Star zu erreichen? Es muss doch einen Weg geben, Ernest zu verständigen.«
»Wir werden alles tun, was möglich ist«, versprach Harriet. »Ich denke aber, wir haben noch ein wenig Zeit.«
Doch sie irrte sich. Eine halbe Stunde später lag ich bereits auf dem Operationstisch und wurde von einem Arzt und mehreren Krankenschwestern angewiesen zu pressen. Genau deshalb waren wir nach Toronto gekommen: damit diese fähigen und gut ausgebildeten Fachkräfte sich um alles kümmerten. In Paris hätten wir mit einer Hebamme vorliebnehmen müssen, die auf meiner eigenen Herdplatte das Wasser zum Kochen brachte, mit dem sie ihre Instrumente desinfizierte.
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